RUND UM DIE WELT

Dienstag, September 26, 2006

Fort Lauderdale

Es hiess Weiterfahrt. Unser schoenes Hostelzimmer verlassen, die heile Welt von Disney verlassen - wirklich Schade. Hinein (oder besser zurueck) in den Reisealltag. Sachen packen, darueber wundern wieviel doch in so einen Rucksack hineingeht und wie schwer er dann auch noch wird. Wir waren soweit und da uns noch ueber 2 Stunden Zeit blieb bis unser Zug fahren sollte, verabschiedeten wir uns mit einem "All-You-Can-Eat" Angebot fuer 4,50 Dollar bei Pizzahut von Orlando. Nachdem wir das "So-viel-du-essen-kannst" sehr ernst genommen hatten, schleppten wir uns mit mehr als vollen Baeuchen Richtung Bahnstation und schliesslich Richtung Fort Lauderdale - eine Stadt an der Ostkueste Floridas ca. 50 km noerdlich von Miami. Die Fahrt dauerte ueber 5 1/2 Stunden (ein ICE haette selbst bei langsamer Fahrt wohl hoechsten 2 Stunden dafuer gebraucht) und wir konnten auf einem wie bereits gewohnt kleinen Bahnhof aussteigen, der (wie gewohnt) etwas ausserhalb der Stadt lag und mussten (wie gewohnt) fest stellen, dass heute an einem Sonntag kein Bus mehr fahren wuerde - das gewohnt schlechte Nahverkehrsystem in Florida. Nach einigem hin und her schnappten wir uns also wiederwillig ein Taxi und durchquerten die bereits bekannten Bilder einer US-Amerikanischen Stadt: quadratisch angeordnete Strassenzuege; Fastfoodketten; Neubauten; Leuchtreklame; zubetonierte Flaechen; Parkplaetze; ein Stueck entfernt mehrere bullige Hochhaeuser aus Stahl und Glas, die sich anschicken das Stadtzentrum zu sein.

Die Strasse fuerhte uns zur Strandpromenade - jedenfalls war anzunehmen, dass dort irgendwo der Strand sein muss, denn ab und zu blitzte die Wasseroberflaeche zwischen den teuren Hotelgiganten und den noch teureren Apartementkloetzern hervor. Ein paar Minuten spaeter standen wir vor dem einzigen Hostel in dieser Gegend. Da wir uns mit dieser Unterkunft noch nicht allzu sicher waren bildete ich (Arne) erstmal die Vorhut. Der aeusserst unsympatische Mensch hinter dem Tresen erklaerte mir die Preise (22 Dollar pro Person und Nacht) und ich ging, gluecklich ihm vorerst zu entkommen, wieder nach draussen um die Lage mit Kristin zu besprechen. Wir warfen etwas unzufrieden einen Blick ueber die Strasse und entdeckten das "Best Western" Hotel. Ein etwas aelteres Gebaude, dass doch eigentlich nicht allzu teuer sein kann. Als das Schild an der ehemaligen Rezeption jedoch zum neuen Nachbargebaeude verwies und mir dort mitgeteilt wurde, dass das guenstigste Zimmer im ALTEN Gebaeude liegt und "nur" 180 Dollar je Nacht (plus Steuern natuerlich) kosten wuerde, mussten wir einsehen, dass es in dieser Stadt wohl nichts bringen wuerde weiter zu suchen. Ergo: Hinein ins Hostel.

Nachdem wir etwas ueberrascht feststellten, dass wir uns das gemischte Zimmer mit einem etwa 50 jaehrigen US-Amerikaner und einem ca. 80 jaehrigen Iren teilten (beides grosse Schnarcher wie wir spaeter schmerzhaft feststellen mussten) entdeckten wir auch die guten Seiten am Hostel: freier Internetzugang wann immer man wollte; ein riesiger Grill in der Mitte des kleinen U-foermigen Hostel und ein noch groesserer Fernseher von Freitag bis Montag davor (dann kamem naemnlich die Football-Spiele). Die Football-Abende liefen dann auch sehr Klischeemaessig ab. Ein gigantischer Teller mit Fleisch und Zwiebeln der auf dem Grill nach und nach zubereitet und tatsaechlich komplett verzerrt wurde waehrend im Fernsehen gerade ein Spiel lief, welches den Anwesenden abwechselnt ein "yaaaaaaah!" (ein Spieler bekam den Ball und rannte damit sehr weit nach vorn) und ein "uuuuuh!" (der Spieler wurde doch noch sehr unsanft von den Beinen geholt) entlockte. Die drei Tage vergingen hauptsaechlich mit Internet, ein wenig Strand und diversen amerikanischen Sportarten in den ueberall verteilten Fernsehern - wir mussten ueberrascht feststellen, dass es mehr als 15 Sportsender gibt.

Abschliessend koennen wir zu Fort Lauderdale sagen, dass es weder spannend noch irgendwie interessant war. Es machte eher den Eindruck auf uns, dass es nur nochmal unsere Erfahreungen der letzten zwei Wochen USA bestaetigen sollte, die nicht unbedingt negativ, aber schon erschreckend waren. Arme Amis in ihrer eigenen kleinen Welt kann ich nur sagen. Arm nicht im Sinne von Geld. Arm im Sinne vom scheinbar stark begrenzten geistigen, politischen und emotionalen Horizont. Ich will weder sagen, dass die US-Amerikaner ALLE geistig kurzsichtig sind noch, dass sie
ALLE egoistisch handeln. Aber es gibt dort scheinbar deutlich mehr solcher Menschen als in allen mir bekannten Regionen der Welt.

Wir freuen uns jetzt jedenfalls erstmal auf Mexiko und werden uns von dort dann zurueck melden.