RUND UM DIE WELT

Mittwoch, Januar 10, 2007

Mit dem Linksverkehr nach rechts gefahren

Neuseeland zu bereisen heisst sich entscheiden zu muessen wie man es bereisen moechte. Warum? Weil drei Wochen definitiv nicht genug Zeit sind es per pedo zu tun. Dabei gibt es zwei Hauptarianten, wie man sich fortbewegen kann:
Nummer eins - mit scheinbar unbegrenzt vielen verschiedenen Busanbietern. Damit ist man jedoch recht unflexibel, da man zwar von A nach C kommt, aber sich das etwas abseits gelegene B nicht mehr angucken kann (ganz zu schweigen vom Rest des Alphabetes)
Nummer zwo - mit dem Auto. Dies ist ab zwei/drei Personen sogar noch guenstiger als die Bustickets (Benzin kostet hier rund 70 Euro-Cent). Hierbei waeren wir aber wieder bei zwei neuen Moeglichkeiten: Kaufen oder Mieten? Kurz gesagt - durch all das hin und her mit dem kaufen und wieder verkaufen und durch hoehere Anfangsinvestitionen lohnt es sich erst ab etwa zwei Monaten ein Auto zu kaufen.
Wir entschieden uns also fuer Variante zwo b und bekamen nach einigem Suchen einen kleinen Toyota Starlet, Baujahr 96 [alias Betzy], bei unser neuen Lieblingsautovermietung "A 2 B Rentals".

Da waere nur ein ganz, ganz kleines Problem mit Autos in Neuseeland:
LINKSVERKEHR!!! UE-BER-ALL!!!

Das heisst Lenkrad auf der rechten Seite, Rueckspiegel links, Mittelstreifen und Gegenverkehr rechts, Schulterblick links, Blinker rechts, Scheibenwischer links, Gaspedal rechts (also genauso wie bei uns :), links vor rechts, Linksfahrgebot, Lichtschalter rechts, Schaltung links, uvm...
Also fast alles gespiegelt - das macht einen alles auf den ersten 200 km noch leicht nervoes, fuehrt auch gelentlich zu kleineren Aufschreien bei Fahrer und Beifahrer, aber irgendwann gewoehnt man sich daran. Uebrigans hat jeder der zu Hause Rechtsverkehr gewoehnt ist eine Sache gemeinsam: Man faehrt, kommt zu einer Kreuzung, will blinken und erschreckt weil auf einmal der Scheibenwischer wie verrueckt vor einem hin und her saust - wie beschrieben, die Hebel hinterm Lenkrad sind vertauscht.

Und weil das alles noch nicht genug ist, gibt es auch noch eine nette kleine Sonderegel, die nichts mit Linksverkehr zu tun hat und auch noch staerker gewoehnungsbedueftig ist. Um euch jetzt nicht total zu verwirren erklaer ich es am besten mit dem heimischen Rechtsverkehr: Man stelle sich vor, man kommt zu einer Kreuzung mit gleichrangigen Strassen und moechte nach rechts abbiegen. Im gleichen Moment kommt von vorne ein Fahrzeug und moechte in die gleiche Strasse, also von sich aus nach links, von einem selbst aus nach rechts, abbiegen. Wer hat Vorfahrt? Das andere Farhzeug! Warum? Keine Ahnung! Am besten ihr malt euch das mal auf oder so. Wenn ihr es dann verstanden habt, dreht ihr das Blatt um und denkt euch die normalen Verwirrungen des Linksverkehrs noch hinzu. Ergebnis: Das ganze wird sehr sehr lustig sowohl fuer Einheimische, die nie wissen, ob sie es mit einem verwirrten Touristen zu tun haben, als auch fuer die Touris, die ihrerseits nicht wissen ob sie verwirrt sein sollen oder einfach drauf zu fahren sollen und irgendwann garnicht mehr durch sehen.

Nachdem wir mit der Northland genug Zeit hatten uns an die linke Seite der Strasse zu gewoehnen sind wir dann auch prompt nach rechts, also nach Osten, gefahren. Unser erstes Ziel - nachdem wir mal wieder Auckland passiert hatten - war Coromandel. Da gab es nur ein kleines Problem: Wir hatten es nicht wahrhaben wollen, dass in einem abseits gelegenen Ort wie diesem es viele Touristen gibt - falsch gedacht! Nachdem wir am spaeten Nachmittag ankamen, waren wir erstmal eine Stunde damit beschaefftigt uns eine Bleibe zu suchen, doch ueberall das mittlerweile verhasste Schild "No Vacancy" - was soviel heisst wie "frag nicht, wir sind ausgebucht!". Bis zum naechsten Ort waeren es nochmal gut 1 1/2 Stunden gewesen und dunkel wurde es auch langsam. Alles in allem eine nicht wirklich zu frieden stellende Situation. Nachdem uns irgendwann sogar ein ausrangierter Camper mit einer kleinen alten Matratze angeboten wurde, fanden wir doch noch etwas als wir grade zu einem der ersten Hostels zurueckkehrten um mit Unterkuenften im naechsten Ort zu telefonieren - trotz des Schildes "No Vacancy". Bis auf ein paar Kauribaeume (die immerwieder toll aussehen) und einen kleinen und gemuetlichen Wasserfall haben wir in dem vertraeumten Kuesstenoertchen auch eigentlich nicht viel gemacht... ausser einfach mal wieder ein wenig entspannen.....

Auf dem Weg zu unserem naechsten Ziel machten wir an der Ostkueste noch zwei kleine Abstecher. Zunaechst zur "Cathedral Cove", ein kathedralenaehnliches Gewoelbe im Fels, durch das man von einer Seite des Strandes zur anderen laufen kann - tolle Sache, aber wir stellten danach fest, dass eine Stunde Bergwandern um 10 Uhr morgens nicht wirklich unser Ding ist. Danach sahen wir uns noch den dortigen "Hot Water Beach" an, also ein Strand, an dem heisses Wasser von unten in den Strandsand drueckt. Nach einigem Budeln sollte man auch auf welches stossen, wenn man nicht wie wir zur Flut dort ist (schade). Als wir dann schliesslich unser Ziele, die Stadt Rotorua, erreichten, fiel uns eines recht schnell auf und wir koennen uns einfach nicht erklaeren, warum Menschen freiwillig an einem solchen Ort Haeuser bauen und sich niederlassen - die Stadt stinkt! Und das ist jetzt keinen Jugendsprache oder aehnliches, nein, sie stinkt ganz einfach. Ringsherum um Roturua und auch in Roturua selbst befinden sich heisse Quellen, die manchmal nur Wasser, manchmal aber auch Schlamm nach oben befoerdern. Immer aber sind diese reich an allen moeglichen Gasen - dabei ist unter anderem auch Schwefel, und zwar nicht zu wenig davon.

Nach einer Nacht Nasezuhalten ging es dann weiter ins Zentrum der Nordinsel, nach Taupo, ins supertolle Hostel Rainbowlodge. Die Stadt ist recht gross und hat neben einem See, vielen Moeglichkeiten Essen zu gehen und einzukaufen auch noch jedes nur vorstellbare Angebot fuer Funsportarten: Fallschirm- und Bungeespringen, Schnell- und Schlauchbootfahren, Klettern, Abseilen, sich in einem drei-Meter-Gummiball den Berg herunter rollen lassen, etc. etc.
Die meisten Leute, die man dort in den Jugendherbergen findet, sind auch eigentlich nur deswegen in dieser Gegend - dies hat aber den Vorteil, dass sie tagsueber damit die ganze Zeit beschaefftig sind und abends muede ins Bett fallen und man selbst seine Ruhe hat :)... (es macht allerdings riesig Spass Leuten beim Bungeejumping zuzusehen)
Leider konnten wir in der Zeit, die wir dort waren, nicht den sogenannten Tongarirocrossing machen - eine 7 stuendige Wanderung von 1100 auf 1900 Metern zu der schoensten Vulkanlandschaft der Nordinsel. Das Wetter wollte einfach nicht mitspielen und da wir beide nicht unbedingt die absoluten Wanderprofis sind, haben wir lieber unsere Beine auf die Couch gelegt, einen Tee getrunken und uns vorgestellt wie es da oben wohl aussehen mag.

Weiter ging es nach Napier an der mittleren Ostkueste. Das besondere an dieser Stadt ist, dass sie durch ein Erdbeben der Staerke 7,9 im Jahr 1931 voellig zerstoert wurde und sie folglich heute eigentlich nicht mehr existieren sollte. Und nun kommt das grosse aber: ABER da Neuseelaender fleissige Handwerker sind, bauten sie die gesamte Stadt wieder auf und weil damals der Art-Deco-Stil grad angesagt war, entschieden sich die kleinen Heinzelmaenchen einfach mal so dazu ihre gesamte Stadt in diesem Stil zu bauen. Also, wer Art-Deco mag sollte unbedingt mal nach Napier fahren - ist ja auch praktisch nur um die Ecke.

Als naechstes geht es nach Wellington an die Suedspitze der Nordinsel, von wo man die Nordspitze der Suedinsel sehen kann, und wenn ich bis dahin nicht voellig mit den ganzen Himmelsrichtungen durcheinander gekommen bin, erzaehl ich euch dann auch noch was ueber die wahren Herrscher Neuseelands: Die Schafe und die Oppossums...