RUND UM DIE WELT

Samstag, Januar 06, 2007

Neuseeland - Ankunft und Nordrundfahrt

Nachdem wir ueber riesige gruene Huegel, Fjorde und Waelder hinweg geflogen waren wurden wir mit einer sehr sauberen Landung und blauem Himmel ueber Auckland begruesst. Die Sonne strahlte durch die grossen Panoramascheiben des Flughafens und es uns waere fast warm geworden, wenn uns nicht die schlappen 20 Grad Lufttemperatur fast zum erfrieren gebracht haetten - wie man sich doch nach fuenf Moanten Tropen an Temperaturen um die 35 Grad gewoehnen kann...

Der naechste Kaelteschock war fuer uns die Passkontrolle bzw. der Zoll. Dieser hatte scheinbar Langeweile und beschlossen uns auseinander zu nehmen. Wir wurden in den hinteren mit Sichtwaenden abgesperrten Teil der Zollabfertigung gebracht und eine Stunde lang mit Fragen zu unserer Reise, unserem Studium daheim und wie wir uns eigentlich das alles finanzieren koennen geloechert. Viel allgemeines, einiges zur Reise und fuer unseren Geschmack viel zu viel Privates, was wir darlegen sollten. Nachdem wir mehrfach gefragt wurden, ob wir unsere Taschen selbst gepackt haetten und genau wuessten, was darin waere, machte sich der Zollbeamte daran unsere kleinen Rucksaecke auszuraeumen. Waehrenddessen fragte er uns ueber unseren langen Aufenthalt in Samoa aus und da wir das Frage-Antwort-Spiel auch mal spielen wollten, fragten wir ihn warum er denn soviel ueber Samoa wuesste. Seine Antwort: Ich bin Samoaner. Als die Fronten also geklaert waren - wir fanden Samao so toll, dass wir zwei Monate da blieben / er findet Samoa auch toll - ging alles recht schnell. Kein Blick in die grossen Ruecksaecke, Geleit bei der Biokontrolle, so das wir sie nicht doch noch haetten ausraeumen muessen, ein freundliches Laecheln zum Abschied und endlich waren wir draussen. Und froren... Kein Auto, da die Vermietung schon geschlossen hatte, aber der letzte Bus konnte uns dann doch noch nach Auckland bringen. Rein in die super tolle "ACB"-Jugendherberge und sich ueber denn hohen Standart neuer Hostels in Neuseeland freuen. Und endlich endlich schlaaaaaafen...

Der naechste Tag bestand aus der Suche nach warmen Sachen, da wir ja fast ausschliesslich nur Kurzes und Luftiges mithaben. Da waere nur ein kleines Problem: In Neuseeland ist momentan Sommer und alle Laeden haben ausschliesslich Sommersachen, Sommerschuhe, Sommerschlussverkauf und alles moegliche - nur nichts Warmes. Nach laengerem Herumirren und einem Grosseinkauf im Supermarkt (der im krassen Gegensatz zu den letzten zwei Monaten stand) wurden wir direkt vor unserem Hostel dann doch noch fuendig und mussten eigentlich nur noch eines tun ... hmmm ... was war das noch gleich? ... achja! Auf Silvester warten.

Feuerwerk! Sekt! Blitzknaller! - so sah bestimmt auch dieses Jahr Silvester in Deutschland aus, sicher auch in ganz Europa, aber nicht in Neuseeland.
Alkohol ist in der Oeffentlichkeit verboten, weswegen man uns fast unsere Sektflasche abgenommen haette mit der wir mit ein paar anderen Deutschen anstossen wollten. Feuerwerkskoerper werden nicht verkauft, was wiederum auch Vorteile mit sich bringt: keine Knaller, denen man ausweichen muss; keine Brandverletzungen; keine Unmengen von Geld, die in den Nachthimmel gepustet werden und wenn man dann irgendwann schlafen gehen will, macht man es einfach, da es draussen ja ruhig ist und selbst die armen kleinen Haustiere in dieser Nacht keine Angstzustaende bekommen. Wir freuten uns also auf das einzige Feuerwerk in ganz Auckland, welches vom Skytower abgeschossen werden sollte und wovon alle schon Tage vorher immer erzaehlt haben. Um Punkt zwoelf waere es dann eigentlich soweit gewesen, aber aus einem uns nicht herzuleitendem Grunde finge es breits 1 oder 2 Minuten davor an und hoerte aehnlich lang nach Mitternacht wieder auf. Leider dauerte es also nur DREI Minuten, aber ansich waren alle gluecklich damit, da es ja das einzige Feuerwerk ueberhaupt war und wenn man eben nichts hat, freut man sich auchg ueber die kleinen Dinge. Begleitet wurde das ganze fuer unsere Ohren von ein paar "Hare-Krishna-Leuten", welche zehn Meter weiter auf der Queenstreet sich die Kehle aus dem Hals sangen und die Finger wundspielten. Dazu noch ein paar kraeftige "ooohs" und "aaahs" und das Ganze ging in ein von Neuseelaendern und Backpackern gepraegtes multinationales Volksfest ueber - alles in allem also eine feine Sache.

Ebenso eine feine Sache war die Entscheidung uns nach Silvester eine Auto zu mieten - man ist flexibel, kommt ueberall wann immer man moechte hin und spart zu dem gegenueber den anderen Verkehrsmitteln zu zweit noch Geld.
Wir bekamen am 2.1. unser kleines Neuseelandmobil und zunaechst ging es damit in Richtung Norden zur so genannten "Northland"-Halbinsel noerdlich von Auckland. Erster Anlaufpunkt war Paiha in der "Bay of Islands" - ein ziemlich ueberfuellter Touristenort, der bis auf suendhaft teure Delphin-, Wahl- oder Schnellboottouren nicht wirklich viel zu bieten hat. Zum ersten mal stellten wir dort wirklich fest, dass in Neuseeland nun Hauptsaison ist und scheinbar 10 Prozent der gesamten europaeischen und vor allem deutschen Bevoelkerung sich dazu entschlossen haben nach Neuseeland aufzubrechen. Diese leicht nervigen Umstaende veranlassten uns auch dazu in den folgenden Wochen stets vorzureservieren, was die Flexibilitaet des Autos wieder leicht einschraenkte.

Das wunderschoene "North Wind Lodge Backbackers" im Ort "Henderson Point" an der gleichnamigen Bucht war nach kleineren Ausfluegen zu Wasserfallen unser naechstes Ziel - und wir koennen es nur jedem empfehlen. Zwar ist es mit einer 6 km langen Schotterstrasse etwas abgelegen, aber wer nach Neuseeland moechte und Wert auf schoene Ecken legt, muss sich sowieso an solchen Strassen gewoehnen. Und ausserdem macht es auch durchaus ein ganz kleinen wenig Spass auf solchen Wegen durch die Praerie zu reiten -aeh- zu fahren :)...
Das kleine aber feine Hostel war mal ein etwas groesseres Wohnhaus, was von seinen beiden Besitzern leicht umgebaut und nun als ihre Altersversorgung betrieben wird. Und beide sind in alter Englisch/Neuseelaendischer Tradition unglaublich liebenswert und hilfsbereit. Selbst die Tatsache, dass nur noch ein Bett frei war (wir hatten noch nicht vollstaendig gelernt, dass man IMMER vorreservieren sollte) liess sich ohne grosse Muehen mit etwas Nachlass auf den ohnehin schon guenstigen Preis und einer leicht umfunktionierten Couch im Fernsehzimmer beheben.

Von dort aus sahen wir uns unter anderem Cape Reinga an, welches der noerdlichste Punkt Neuseelands ist, den man mit dem Auto und ein paar Schritten erreichen kann. Der tatsaechlich noerdlichste Punkt waere nur nach etwa 30 km Fussmarsch weiter oestlich ueber diverse Berge zu erreichen, nimmt sich jedoch auch nicht allzuviel was die Laengengrade betrifft. Man fuehlt sich also ziemlich noerdlich und eine schoene Ecken ist es ohnehin. Im uebrigen war sie mal wieder nur ueber eine Schotterstrasse zu erreichen :)... Ausserdem fuhren wir zu den grossen Duenen an der Westkueste, welche sich ganz ploetzlich aus den hohen gruenen Huegeln und Bergen hervorstrecken und mindestens genauso hoch sind und einen leicht zum Zweifeln bringen wo man eigentlich ist. Tausende von Tonnen feinster Wuestensand so hoch aufgeweht, dass sich die Leute schlittenaehnliche Bretter ausleihen um dann mit atemberaubender Geschwindigkeit die Haenge hinunter zu stuerzen.

Auf dem Weg nach Orewa in die ebenfalls sehr zu empfehlenden "Marco Polo Lodge" - unser letzen Station auf der Nordhalbinsel - gab es am naechsten Tag noch zwei weitere Atraktion. Ja, man muss es tatsaechlich so nennen, da ganz Neuseeland mit seinem Angebot und dessen Vielfallt einem ueberdimensionalen Vergnuegungspark gleicht. Nummer eins war der Kauriwald mit, wie der Name schon verraet, seinen Kauribaeumen. Es handelt sich dabei um die volumenreichsten Baeume ganz Neuseeland und wie es uns schien wohl auch der ganzen Welt. Der dickste hat einen Durchmesser von 5! Metern und ist ca. 1500 Jahre alt. Ich rede hier wohlgemerkt nicht vom Umfang, sondern vom Durchmesser! Wahnsinn! Der Aelteste unter seinen Artgenossen ist schlappe 2000 Jahre alt und hat wie Kristin zunaechst verstellte und es 10 Minuten spaeter auch auf der Tafel stand Jesus miterlebt. Das nenne ich doch mal wieder weiblich Intuition. Seid diesem Wald gehoeren die Kauribaeume zu unseren Lieblingsbeschaefftigungen auf Neuseeland und wir nehmen praktisch jeden Kauriwald mit an dem wir vorbei kommen.

Nummer zwo war der "Baylys Beach". Warum ein Strand eine Atraktion sein kann? Nein, nicht weil er besonders schoen ist. Nein, auch nicht weil er irgendwelche interessanten Felsformation oder dergleichen hat. Ah, wer war das? Ja, richtig. Wegen dem Auto... :)
Ok, ich werde mal etwas Licht ins dunkle Zimmer bringen: Es war Ebbe, der Strand war breit, der Sand fest und es ist erlaubt mit dem Auto darauf zu fahren. Wer sich also immer schonmal wie in einer der Autowerbungen fuehlen wollte, der moege zu oder besser gesagt auf diesem Strand fahren. Es gillt dort die normale Hoechstgeschwindigkeit wie ueberall auf Neuseeland wenn man ausserorts faehrt - 100 km/h. Ja, so kann fahren Spass machen. Weiter noerdlich hatten wir zuvor noch den "Ninety Mile Beach" gesehen, welcher stets auch zu diesem Zwecke in Reisefuehrer angepriesen wird. Da dort jedoch nichts ohne Allradantrieb und das entsprechend gewichtige Auto geht - und wir haben gesehen wie es denen ergeht, die das nicht wahr haben wollen - ist der "Baylys Beach" unser ganz klarer Favorit.

Mehr zum Thema Auto fahren bei den Englaendern -aeh- Neuseelaendern gibt es dann beim naechsten mal.