RUND UM DIE WELT

Mittwoch, Dezember 06, 2006

Samoa

Nach ½ Wochen Entspannung pur, juckte es uns in den Fingern. Wir mussten mal wieder “reisen”, d.h. woanders hinfahren, andere Matratzen sehen und andere Leute kennenlernen. Also entschieden wir uns, uns die andere Insel von Samoa anzuschauen. Diese heisst Savaii und ist mit einer 2 stuendigen Faehrfahrt zu erreichen. Da die Busse hier jedoch nicht so haeufig fahren (7 Uhr, 8 Uhr, 11 Uhr), waren wir gezwungen mal wieder einen Stop in der Hauptstadt Apia einzulegen. Dort blieben wir fuer ein Nacht in dem uns bekannten Hotel. Am naechsten Tag brachen wir in Herrgotts-Fruehe auf, um eine der ersten Faehren zu erwischen. Ausserdem stand der erste Arztbesuch waehrrend der Reise an: Arne hatte sich eine Infektion am grossen Zeh eingefangen. Die Infektion war nicht heftig, aber trotzdem wollten wir auf Nummer sicher gehen, denn das einzige, gutausgestattete Krankenhaus war in der Hauptstadt (Arnes Zeh ist immernoch nicht so ganz in Ordnung, aber mit Antibiotika, Cremes und Baeder kriegen wir das schon wieder hin). Nach einem weiteren kurzen Stopp am Internetcafe ging es dann endgueltig mit dem Bus Richtung Faehre. Schon vorher haben wir gehoert, dass die Ueberfahrt durchaus wellig sein kann, aber wir erwischten einen guten, ruhigen Tag und kamen ohne Geschaukel auf Savaii an. Leider war es nun schon frueher Nachmittag. Das heisst auf Samoa, dass alles und jeder sich in die letzten Busse quetscht. Auch wir mussten in einen Bus, um zum Norden der Insel zu gelangen. Als wir am Bus ankamen, sassen 70 Leute drin (ausgelegt ist der Bus fuer 33 + 1 (Fahrer)). Normalerweisse stehen die Samoaner ja auf und ueberlassen ihren Sitzplatz einem Weissen. Aber Aufstehen ging nicht mehr, da sich alles und jeder uebereinander stapelte. Wir draengten uns also noch gerad so rein in die Tuer (es gibt keine Tuer, sondern nur ein Einstieg der offen bleibt). Der Bus fuhr los, hielt nach 100 m, da noch 15 Schulkinder einsteigen mussten. Also kaempften wir uns ueber Menschen, Tiere und andere Sachen in den hinteren Teil des Busses. Dort schaute mich nur eine alte samoanische Dame an und deutete mit ihren Haenden auf ihren Schoss (sie war eine der wenigen Leute, die noch nicht 3 Kinder auf dem Schoss sitzen hatte). Tja, und dann landete ich fuer 2 Stunden auf dem Schoss einer alten samoanischen Dame. Arne stand fuer 2 Stunden und musste gleichzeitig den Kopf einziehen, da der Bus nur 1,70m hoch war. Erschoepft trafen wir im noerdlichen Ort Manase ein. Eine Unterkunft hatten wir noch nicht, also machte sich Arne auf, eines aus den 5 Resorts auszusuchen.
Am naechsten Tag nahmen wir uns gleich vor, eine Quelle zu besichtigen, die 3 Orte weiter plaetscherte. Nach einem fur uns fruehen Fruehstueck (8 Uhr, ausschlafen geht auf Samoa nicht, ueberall gibt es Fruehstuck um 8 Uhr) warteten wir also schon auf dem Bus, der irgendwann zwischen 8 und 10 Uhr kommen sollte (es ist normal, dass es nur die Angabe “ca. zwischen 8 und 10 Uhr” gibt). Der Bus kam schliesslich und wir stiegen ein. Nach 100 m hielt der Busfahrer wieder an, da ein anderer Bus neben ihm hielt. Der andere Busfahrer teilte ihm mit, dass gerade das Benzin an der Tankstelle im Ort ausgegangen sei. Unser Busfahrer beschloss prompt nicht mehr weiter zu fahren, da er sonst nicht mehr zurueck gekommen waere. Also loeste sich unsere Mitfahrgelegenheit nach 100 m und 1 Stunde Warterei in der Sonne in die Luft aus. Aber im Bus sassen auch andere Samoaner die ins naechste oder uebernaechste Dorf mussten. Kurzerhand wurde ein grosser Pick-Up (grosser Jeep) von einem Resort organisiert. Die Samoaner und wir krabbelten auf die Ladeflaeche. Wir waren froh. ABER nach 2 km stoppte der Pick-Up, da der letzte Samoaner ausgestiegen war. Er sagte uns, dass er nicht mehr weiterfahren wuerde, da wir die einzigen Mitfahrer waeren. Wir fragten ihn, wie lange wir zur Quelle laufen muessten. Er sagte “5 Minuten”, wir dachten uns “ok. Das kriegen wir hin”. Was er uns nicht verriet: 5 Minuten faehrt man mit dem Ort. 1 ½ Stunden laeuft man.
Irgendwann in der Mittagshitze kamen wir an der Quelle an, deren Wasser in einem kleinen “Naturpool” gesammelt wird. Die Besitzerin empfing uns mit den Worten: “In diesem Pool ist Baden nur fuer Maenner erlaubt”. Naja, Arne hatte seinen Spass, ich durfte mir die neusten Geschichten und Geruechte des Dorfes anhoeren.
Doch der Herr hatte noch Erbarmen mit uns an diesem Tag: Wir liefen 10 Minuten die Strasse zurueck, da kam ein Bus: Benzin war wohl wieder da.
Am naechsten Tag ueberlegten wir uns es erneut zu wagen und zu einer anderen Sehenswuerdigkeite zu fahren: dem Lava-Feld. Aber da wir keine Lust auf das Busproblem hatten, besorgten wir uns wenigstens fuer den Hinweg eine Mitfahrgelegenheit (2 Gaeste aus dem Resort hatten ein Auto und fuhren uns schnell). Das Lava-Feld war grossartig. Auf Savaii gab es 1913 einen extremen Vulkanausbruch. Viele Doerfer wurden von der Lava verschluckt, heute ist dies eine Touristenattraktion: man kann sich insbesondere 3 Kirchen anschauen, in denen der Lava-Fluss gesickert ist. Schwer zu beschreiben, ihr werdet bald die Fotos sehen. Die Rueckfahrt ging relativ glatt (halbe Stunde warten auf den Bus).
“Zu Hause” bei unserer Unterkunft erwartete uns der naechste Hoehepunkt des Tages: Eine Hochzeit stand an. Ein Tag zuvor war in unserem Resort ein canadisches Paerrchen eingetroffen, die ein Hochzeitspaket gebucht hatten und nun am Strand heiraten wollten. Hochzeitsgaeste hatten sie keine und so wurde das gesamte Resort (naja so 15 Leute) inklusive dem Dorf eingeladen. Der Strand wurde festlich mit Blumen und allerlei Zeug geschmueckt. Ich musste der Braut beim Kleid anziehen helfen und Arne wurde kurzerhand als Hochzeitsfotograph engagiert. Eine lokale Tauchladendame wurde zur Hochzeitsfilmerin. Im schicken samoanischen Anzug inkl. Rock erschien der Pfarrer und der lokale Highchief (Dorfhaeuptling) nahm ebenfalls an der Zeremonie teil. So verbrachten wir den Abend Kokosnuss-schluerfend und Hochzeit-feiernd.
Am naechsten Tag wurden wir fast groessenwahnsinnig: wir entschieden uns mit dem Bus zu zwei sehr weit entfernten Sehenswuerdigkeiten zu fahren. Wieder das selbe Spiel: zwishen 8 und 10 Uhr sollte der Bus kommen. Der Bus kam allerdings schon 7:30 Uhr und so verpassten wir ihn. Schon mal kein guter Anfang. Es blieb uns nichts anderes uebrgig als uns an den Strassenrand zu stellen und zu warten und zu beten, dass es innerhalb der naechsten Stunden einen weiteren Bus gibt.
Nach 1 Stunde liefen an uns 2 Samoaner vorbei, die uns freundlich gruessten. Nach weiteren 15 Minuten kreuzten sie die Strasse erneut. Der eine hatte einen riesigen Stab bei sich mit dem er von einer 5 m hohen Palme eine Kokosnuss runter angelte. Danach guckte er uns mitleidig an und fragte uns ob wir auch eine haben wollten. Wir meinten, dass wir kein Messer haetten, um sie zu oeffnen. Er meinte “kein Problem” und befahl seinem Freund ein Messer zu holen. Dieser rannte los und kam mit einem grossen Messer wieder zurueck: einer Machete. Dann ging die uebliche Prozedure los. Der junge Mann oeffenete seinen Lava-Lava (Rock), wickelte ihn sich um die Fuesse und robbte mit 5 langen Zuegen die Palme hoch. Er machte 5 Nuesse ab und schmiss sie auf den Boden und rutschte die Palme runter. Danach rannte er in den Regenwald und faellte einen kleinen Baum mit der Machete. Aus einem Ende des Stammes schnitzte er einen spitzen Stab, um die Kokosnuss mit diesem zu oeffnen. Nach 15 Minuten standen wir dann also mit 2 Kokosnuessen am Strassenrand und hatten wenigstens etwas zum trinken. Wir ueberlegten ob wir dem Samoaner etwas Geld geben sollten. Dieser meinte aber, dass dies die samoanische Kultur waere: sie sahen uns warten und wollten uns helfen. Nett… fanden wir.
Aber unser Problem war noch immer nicht geklaert: der Bus.
Beschwingt von der guten Erfahrung waren wir froh als neben uns ein Auto anhielt und uns fragte wohin wir fahren wollen. Der Fahrer meinte, ob er uns mitnehmen soll da er in die selbe Richtung faehrt. Das ist auf Samoa total normal, da Autos und Busse ziemlich rar sind. Wir sagten ja, aber dachten nicht lange genug darueber nach. Denn an diesem Tag war Samstag. Samstag ist bei den Samoanern Zahltag, d.h. sie bekommen ihr erarbeitetes Geld der Woche vom Arbeitgeber ausgezaehlt. Naja und einige Samoaner hatten ein ziemlich grosses Alkoholproblem. Also landet das Geld am Samstag nicht zu knapp in den Laeden und im Bier. Nachdem wir ins Auto gestiegen sind merkten wir, dass wir uns in einem Auto befanden mit 3 jungen Maennern die unterwegs waren um in der Stadt Alkohol zu kaufen. Die beiden die nicht gefahren sind waren ziemlich betrunken (es war 10 Uhr morgens) und wollten sich lautstark mit uns unterhalten. Nach 10 km wurde die Fahrt so nervig und anstrengend, dass wir uns mitten in einem Dorf absetzen liessen. Busproblem also immernoch nicht geklaert. Dort sassen wir wiederum eine halbe Stunde. Schliesslich fuhr ein Touristenbus an uns vorbei und hielt an einer Sehenswuerdigkeit gegenueber an. Wir witterten unsere Chance: Arne liess seinen Charme spielen und zog mitleidige Blicke auf sich, als er unsere Geschichte erzaehlte und fragte, ob uns der Bus mit in die Stadt nehmen koennte. So fanden wir uns in einem klimatisierten komfortablen Bus wieder. Selbst in der Stadt fanden wir schnell einen Bus der in die Richtung unserer ersten Attraktion fuhr: die Blowholes. Blowholes sind vom Meer ausgewaschene Loecher im Gestein. Wenn die Wellen auf das Ufer treffen wird durch die Loecher eine riesige Wasserwolke empor geblasen. Diese Wolke kann bis zu 60 m hoch sein. Als wir bei den Loechern ankamen waren seit unserem Aufbruch 4 ½ Stunden vergangen. Ein Besitzer von einem Shop erklaerte uns, dass der letzte Bus ca. gegen 13 Uhr fuhr. Es war 13 Uhr. Wir dachte uns “13 Uhr wird in Samoa sicherlich 14 Uhr heissen” und vertrauten auf unser Glueck. Wir genossen 1 Stunde lang die Blowholes, kehrten gegen 14 Uhr zur Strasse zurueck und warteten 5 Min. Der letzte Bus Richtung Stadt kam. Wir waren gluecklich.
Nach einer halben Stunde Fahrt kamen wir bei unserer zweiten Sache an, die wir uns an diesem Tag vorgenommen hatten: ein wunderschoener Wasserfall mitten im Dschungel. Der Wasserfall war wirklich toll und man konnte sogar im Pool, der das Wasser auffing, Baden. Nach dem anstrengenden Tag war das die Erloesung. Erfrischt traten wir die Rueckreise an. Diese ging FAST unproblematisch ueber die Buehne. Naja… jedenfalls kamen wir 11 Stunden nach unserem Aufbruch wieder im Resort an. Nach diesem Trip fielen wir nur noch ins Bett und beschlossen am naechsten Tag dieser merkwuerdigen Insel den Rueck zu kehren und wieder auf die andere Samoa-Insel zu wechseln. Der naechste Tag war der Sonntag. Am Sonntag faehrt nur 1 Bus (um 7:30 Uhr). Die 2 Stunden im Bus bis zur Faehre verbrachte ich auf Arnes Schoss. Arne spuerte danach seine Beine nicht mehr, aber wir hatten den Bus erwischt…
Wir hatten noch keine Ahnung wie wir vom Hafen auf der anderen Insel in die Hauptstadt kommen sollten. Es gibt nur ein Bus fuer 200 Leute (die auf der Faehre waren). Gluecklicherweisse trafen wir auf der Faehre ein deutsches Ehepaar wieder, die wir schon von der Hinfahrt kannten. Sie hatten ein Mietauto. Kurzerhand fragten wir, ob wir bei ihnen mitfahren koennen. Sie sagten ja und so hatten wir eine Mitfahrgelegenheit zur Hauptstadt.
Dort checkten wir im altbekannten Hotel ein und verbrachten mal wieder einen Abend in Apia. Wir trafen ein Paerrchen wieder, die einige Tage zuvor in einem anderen Hotel getroffen hatten. Der Abend endete bei McDonalds.
Am naechsten Tag hatten wir uns vorgenommen zu einer weiteren Nebeninsel von Samoa zu fahren. Die Insel ist sehr klein (man kann sie in 2 Stunde zu Fuss umrunden). Wir riefen gluecklicherweisse vorher bei der Unterkunft an. Die Leute dort teilten uns mit, dass alles ausgebucht war. Also brauchten wir eine Alternative. Wir entschieden uns fuer ein Resort im Sueden der Hauptinsel. Dieses Resort bot einen Transfer von der Hauptstadt an und wir sagten nach dem Busstress in den letzten Tagen sofort “ja”. Die naechsten Tage verbrachten wir faul in einer Fale am Strand und lassen unsere Buecher. Zudem regnete es noch heftig, sodass wir uns ein wenig langweilten. Nach 3 Tagen war das faul-sein vorbei und wir wollten endlich wieder in die Zivilisation. Naja nicht ganz, denn wir entschieden uns nun unseren urspruenglichen Plan aufzunehmen und auf diese kleine Nebeninsel zu fahren. Eine Fale dort war nun frei. Ein Tag reichte uns. Es gab wenig zu tun. Wir liefen eine Runde um die Insel. Es gab keine Strassen, keine Autos und keine Hunde (ein wichtiges Detail auf Samoa). Nach diesen merkwuerdigen 2 Wochen zog es uns in unser altes Resort zurueck. Dort hatten wir die ersten 10 Tage verbrachte. Es lag am schoensten Strand Samoas und hatte das beste Essen. Eigentlich wollten wir dort die letzten Tage unseres Aufenthalts verbringen. Nachdem wir im Reisebuero in der Hauptstadt unseren Flug um eine Woche nach hinten verschoben hatten, hatten wir also noch 10 Tage Zeit. Wir hatten aber keine Lust mehr woanders hinzugehen, also fuhren wir zurueck an den Lalomanu Beach. Schon bei der Ankunft wurden wir von allen begruesst und fuer uns stand fest: das war eine gute Entscheidung. Nun sind wir seit 8 Tagen hier. Wir verbringen den Tag mit Lesen, Essen und Schnorcheln. In Apia hatten wir uns eine Unterwasserkamera gekauft (fuer den Einmalgebrauch, zum Wegschmeissen) und konnten jetzt sogar die ganzen bunten Fische fotographieren. Ausserdem haben wir viele interessante Leute kennengelernt mit denen wir naechtelang Karten spielten oder einfach nur redeten. Uns gehts also richtig gut. Am Mittwoch gehts nach Tonga.