RUND UM DIE WELT

Sonntag, Oktober 15, 2006

Merida und Uxmal

Fuenf Stunden Fernbus. Draussen 35 Grad im Schatten, wolkenloser Himmel, dichtes Unterholz links und rechts der mal besseren mal schlechteren Strasse, die je 100 km grade einmal sechs Kurven besitzt - also immer geradeaus bis eine auftauchende Moorlandschaft die Strassenbauer zwang einen kleinen Knick zu machen. Ab und zu tauchen kleine Doerfer auf, deren Bewohner sich scheinbar durch die Strasse ueber Wasser halten und ein paar Getraenke oder kleine Mahlzeiten anbieten. Alles in allem also eher eintoenig, aber zugleich durch diese scheinbare Unendlichkeit auch wunderschoen.

Etwas erschoepft - obwohl wir ja eigentlich die ganze Zeit nur gesessen haben - erreichen wir die sich im Nordwesten befindliche Hauptstadt von Yucatan: Merida.
Gegruendet, bzw. umbenannt, wurde sie bereits im Jahr 1542 und ist damit die aelteste und heute auch groesste Stadt in Yucatan. Ueber 1,5 Mio. Einwohner draengen sich hier taeglich durch die engen Strassen. Die enorm hohe Anzahl an motorisierten Fahrzeugen aller Art verusachen nicht nur unglaublich schlechte Luft (von KAT oder Russpartikelfilter hat hier glaub ich (Arne) noch niemand etwas gehoert), sondern auch einen Stau nach dem anderen, weshalb hier zwei Sachen eingefuehrt wurden. Zum einen steht an fast jeder Kreuzung, egal ob sie eine Ampel hat oder nicht, ein Verkehrpolizist, der zu jeder Tageszeit mit der Pfeife im Mund die Blechlawinen an sich verbei lotst. Zum anderen wurde die gesammt Innenstadt auf Einbahnstrassen umgestellt. Grade letzteres laesst mich nur bei dem Gedanken ein Auto hier slebst zu fahren zusammenzucken und so freu ich mich ueber den routinierten Taxifahrer, der uns vom Busbahnhof ins Zentrum bringt.

Dort angekommen schlugen wir unser Basiscamp erstmal in einem kleinem Park auf, von dem wir uns dann auf Zimmersuche machten. Da die Orientierung auch hier durch das gitterartige Straßensytem sehr leicht fiel - die geraden Zahlen von Nord nach Süd sowie die ungeraden von Ost nach West - fanden wir uns nicht nur bald gut zu recht sondern auch schnell eine Unterkunft. Merida hat als Sehenswuerdigkeiten ein paar Parks, welche jeden Abend zu Treffpunkten der ganzen Stadt werden, und neben wenigen grossen Kolonialbauten vor allem die sehr grosse zentrale Kathedrale. Anders als die Kirchen in Europa findet sich hier jedoch kein Prunk, keine grosse Altare, Bilder oder aehnliches. Einzig an einem Foto gleich hinterm Eingang, welches den Papstbesuch vor rund zehn Jahren nicht ganz ohne Stolz zeigt, laesst sich erkennen, dass es sich hier um eine katholische Kirche handelt. Naja: am Foto und natuerlich an dem Detail, dass eigentlich alle in Mexiko streng katholisch sind.

Leider hat Merida trotz vieler Empfehlungen in diversen Reisefuehrern nicht sehr viel mehr zu bieten und so entschieden wir uns dann auch schnell zum Tagesausflug in die 80 km weiter suedlich liegenden Maya-Ruinen von Uxmal. Jaja, schonwieder Mayaruinen hoere da schon einige vor sich hinmurmeln. Aber: Es hat sich wieder gelohnt. Uxmal - gesprochen uebrigens "Usch-Mahl" - ist ein Art Mischung zwischen der Groesse der Ruinen in Chichen Itza und des Urwaldflairs der Ruinen in Coba. Zu dem also sehr schoenen Umfeld kam auch noch das Details, dass kaum Besucher da waren. Die paar, welche sich doch dorthin verirrt hatten, waren ausserdem ueberdurchschnittlich viele Deutsche, weshalb wir kein Problem hatten uns abwechselnd und daher unauffaellig zu diversen Fuehrungen hinzu zugesellen und etwas mitzulauschen.

Auf eingezeichneten, aber scheinbar eher ungenutzten Wegen gelangten wir auch zu Ueberresten, die sich noch im Originalzustand befinden, also meistens ueberwucherte Steinhaufen bilden, aus denen ab und zu mal ein oder zwei Waende heraus ragen. Leider sind naehmlich die meisten Ruinen in Yucatan in den 1930er Jahren renoviert oder besser gesagt grundsaniert worden. Das heisst zahlreiche Steinhaufen wurden wieder zu Gebaeuden aufgetuermt und mit Beton und Moertel verkleistert. Fuer uns beide, die wir ja zum Teil auch Geschichte studieren, also ein rueder Schlag ins Historikergesicht. So fand ich die zahlreichen umgestuerzten oder noch zu kleinen teilen erhalten Mauern auch fast interessanter als die auf Hochglanz gebrachten "Ruinen". Naja, wie dem auch sei: Alles in allem war das wieder sehr faszinierend - ein Tip fuer jeden, der hier mal in der Gegend ist :)