RUND UM DIE WELT

Donnerstag, Januar 25, 2007

Welcome to Japan...

Welcome to Japan...

nuschelte der Immigration Officer am Schalter und klebte uns einen Sticker in den Pass mit dem wir fuer 90 Tage in Japan bleiben koennen... ganz so lange wollen wir das nicht, um genau zu sein nur 7 Tage, denn mehr wuerde unser Geldbeutel wahrscheinlich nicht mitmachen, aber wir freuen uns auf einen 7taegigen Kulturschock.

Nach der erfolgreichen Immigration hiess es fuer uns Gepaeckband finden, um unsere Rucksaecke in Empfang zu nehmen... gar nicht so einfach... unser erstes Erlebnis in Japan: ungefaehr 20 Minuten standen wir am ausgeschriebenen Gepaeckband, so langsam verliess uns die Hoffnung, dass unsere Rucksaecke mit in der Maschine waren. Dann kam ich auf die Idee mal wieder an die Anzeigetafel zu schauen. Und siehe da: klammheimlich wurde die Nummer vom Gepaeckband geaendert und wir standen umsonst da. Eine Ansage gab es natuerlich: auf japanisch!
Jedenfalls ging dann alles glatt mit unseren Rucksaecken und das 2. Abenteuer begann: Transfer in die Stadt finden: der Flughafen Tokyo Narita befindet sich naemlich 66km ausserhalb der Stadt. Schon vorher hatte ich im Internet gelesen, dass es mehrere Moeglichkeiten gibt. Eine ist der Touristenshuttle mit soner Schnellbahn und die andere mit einer stinknormalen S-Bahn, fuer die Haelfte des Preises (1000 YEN, 1 Euro = 150 Yen). Naja und nun schickten ein natuerlich alle zur Touri-SchnellBahn... aber nicht mit uns... :)
Nach suchen und 5 mal Nase putzen ("man ist das kalt hier") ging es zur S-Bahn.
Die S-Bahn brauchte 1 Stunde und 20 Minuten bis zur Innenstadt und wir waren das erste mal mit so richtigen Japanern konfrontiert...

Bevor ich mit unseren weiteren Erlebnissen fortfahre mal n paar Dinge vorab... Japan und vor allem Tokyo ist ja mit so einigen Klischees behaftet... hier unsere Eindrueck... wahr oder falsch

Tokyo ist hypermodern, neu und schnelllebig!

Ja und nein!
Erstmal vorweg: wir haben uns Tokyo nicht so vorgestellt, wie es ist. Tokyo hat z.B. in dem Sinne nicht wirklich eine Innenstadt. Zwar gibt es einen Kern, der ist aber total verstreut. Das faengt schon bei den Gebaeuden an: es gibt unglaublich hohe Gebaeude (ueber 300m), die aber immer vereinzelt in der ganzen Innenstadt verteilt stehen. Der Rest der Gebaeude ist so 5 - 10 stoeckig. Nach ein paar Tagen habe ich ein Zitat in einem Reisefuehrer gelesen: Tokyo ist keine Metropole, Tokyo ist ein Dorf. Ist natuerlich nicht so richtig die Wahrheit, aber dadurch, dass jede Strasse irgendwie gleich aussieht (3spurige Strasse, 5 - 10 stoeckige Gebaeude) fuehlt man sich ebend nicht wie in Manhattan (New York).
Geht man in die Haeuser oder guckt sich die Fassade genauer, sind Ausstattung und Einrichtung nicht wirklich speziell oder hypermodern. Es sind halt ganz normale Haeuser, wie in jeder Grossstadt in Deutschland. Es gibt ein paar aeltere Ecken, aber auch die vereinzelten neuen Wolkenkratzer. Naja, aber nich wirklich aussergewoehnlich verrueckt.
Was wirklich stimmt: Japaner stehen auf lustige Toiletten. Einmal sassen wir in einem Restaurant und ich ging auf die Toilette. Arne wunderte sich, weil ich 10 Minuten spaeter erst wieder zurueck kam: ich hatte vor lauter knoepfen die Spuelung nicht gefunden. Wir haben das stille Oertchen natuerlich wie alle Touris fotografiert.
Wir wohnen im aeltesten, traditionellsten Stadtteil Tokyos. Hm... aber so richtig traditionell sieht es hier auch nicht aus. Nur ab und zu findet man mal ein altes japanisches Haus zwischen den Standard 5 -10 stoeckigen Gebaeuden.
Vielleicht liegt es an dem grossen Erdbeben von 1923 oder an der Bombardierung im 2. Weltkrieg (gerade viele Tempel, die in der ganzen Stadt verteilt sind/waren wurden zerstoert).

Tokyo ist die teuerste Stadt der Welt !

Nein, finden wir nicht so.
Wir sind natuerlich mit unglaublichen Erwartungen hier angekommen: "werden wir ueberhaupt was Bezahlbares zum Essen finden" "wie sieht unsere Unterkunft fuer 13 euro/nase/nacht aus" "koennen wir uns ueberhaupt eine bahnfahrt leisten"...
Hat sich alles nicht bestaetigt. Unser Gefuehl ist, das Tokyo fuer einen normalen Touristen nicht teurer ist als Berlin Mitte. Man muss natuerlich ein wenig Reisefueherwissen haben, um die allzu teuren Gemeinheiten zu umgehen (wie auch in Berlin). Aber Essen in lustigen Strassenrestaurants (wie bei uns vielleicht n schicker Doenerladen) mit traditionellem japanischen Essen kostet zwischen 5 und 8 Euro. Richtige Restaurants sind natuerlich teurer (ab 15 Euro) aber das ist bei uns auch so.
Unser Hostel ist richtig nett. Es ist zentral an einer grossen Bahnstation gelegen, trotzdem ruhig, da Hinterhaus. Wir wohnen im 4bett Zimmer, aber geschlechtergetrennt (Japan halt). Ich habe mein Zimmer immer fuer mich allein, Arne nicht... :)
Man hat eine Zimmerkarte und kein Schluessel und einen Fernseher (mit Flachbildschirm, aber natuerlich nur japanisch). Das ganze kostet wirklich 13 Euro pro Nase pro Nacht (im Vergleich: Potsdam Jugendherberge: ab 23 Euro die Nacht).
Bahnfahren ist auch ok. Einmal von der einen Seite der Innenstadt zur anderen Seite kostet 190 Yen (das sind 1,20 oder so). Zum Vergleich Berlin: 2,60 Euro.

Japaner essen nur Sushi und rohen Fisch!

Naja...
Wir haben wirklich unglaublich wenig reine Sushi-Restaurants gefunden. Klar kriegt man in jedem Restaurant so ein bisschen rohen Fisch... aber halt nicht so wie wir uns das vorstellen. Im Supermarkt haben wir viel Sushi gesehen. Die Leute kaufen sich das dort schon fertig, um es in der Mittagspause zu essen. Aber ansonsten sehen wir hier viel Reis, Nudelsuppe und Huehnchen/Schweinefleischsossen... Aber vorweg: da wir in den naechsten Monaten noch viel Reis essen werden, waren wir auch bei MCDonalds und in einem italienischen Restaurant (unglaublich guenstig: Salat, Minestrone, Pizze fuer 5,50 Euro pro Person).

Japaner sind ueberhaupt nicht modebewusst!

Doch!
Japaner sind unglaublich schick und das hat uns wirklich ueberrascht. Zwar sieht man hier in der Innenstadt von Tokyo nur die Businessversion des Durchschnittsjapaner... aber manmanmanman sind die alle gut gekleidet. Die Maenner tragen nur Anzuege (das ist vielleicht noch normal), aber die Frauen sind grundsaetzlich im Minirock mit hohen Schuhen und langen Maenteln unterwegs. Niemand sieht normal aus, alle irgendwie besonders.

Japaner haben ein Handyproblem!

Wahrscheinlich nicht mehr oder weniger wie einige Europaeer.
Aber es ist schon merkwuerdig... in saemtlichen Bahnen herscht zwar ein Handy-Telefonier-Verbot, aber das erste was ein Japaner macht, wenn er in die s-bahn steigt: Handy rausgenommen und sms getippt oder rumgespielt, denn das ist nicht verboten. Grundsaetzlich besitzt ein Japaner auch ein oder zwei oder drei Handys, aber natuerlich nicht so normal, sondern IMMER ein knallbuntes Klapphandy in rosa oder tuerkis oder orange. Und wir haben wirklich bis jetzt noch nie ein normales Handy in schwarz mit Display gesehen. Ne, immer klappbar und bunt. Schon komisch...

Japaner sind kaelteresistenz!

JAAAAA!!!
Also der japanische Winter ist ja ungefaehr mit dem Deutschen zu vergleichen. Im Moment sind es zwar noch so 10 Grad, aber normalerweise ist es im Januar kaelter. Wie schon oben beschrieben, haelt es aber die Frauen nicht davon ab, im Minirock durch die Weltgeschichte zu flanieren. Arne und meiner Einschaetzung nach laufen 88% der Frauen in Tokyo mit kurzen Rock und Stiefelchen rum... Achja... Strumpfhosen kennen sie natuerlich nicht.
Auch die Schuluniform ist aeusserst... naja... kalt. Sowohl Jungs als auch Maedels sind um die Beine kurz bekleidet und ohne Strumpfhose unterwegs. Uns froestelt es schon beim Anblick. Und dazu kommt noch: unter den Maedels ist es gerade besonders modern, wenn sie Schulschluss haben ihren schon recht kurzen Schuluniform-Minirock bis zum Bauchnabel hochzuziehen. Wir haben keine Ahnung warum man das im Winter machen muss, aber alle tun das hier...
Achja und diese Kaelteresistenz faengt schon bei kleinen Kindern an: im Kinderwagen werden diese zwar mit dickem Anorak und Schal, aber mit kurzer Hose rumgefahren.

Japaner sprechen doch Englisch.

Vergesst es!
99,9% der Japaner sprechen kein Englisch. Das ist ja vielleicht noch nicht so das Problem, aber wenn dann auch noch alle Schilder und Beschriftungen in japanischen Schriftzeichen bedruckt sind, hat man n Problem. Wenn man irgendwo hingeht und was haben/kaufen moechte (Stichwort: Restaurant) wird man in japanisch angesprochen. Einfach so... ohne Hemmungen... wie selbstverstaendlich. Und dann steht man erstmal da und denkt sich: "ok. Soll ich jetzt auf Deutsch antworten". Eine lustige Begebenheit gab es in einem Wolkenkratzer in der Innenstadt: Wir waren auf der Suche nach einer Aussichtsplattform in 300 m Hoehe und Arne ging, um mal nach dem Weg zu fragen, in einen der Wolkenkratzer rein. Er ging schnurstracks zum Informationsschalter und wollte gerade seine ersten Worte sprechen, als der Mann dahinter seinen Oberkoerper nach unten beugt. Nach 1 Minute guckte er wieder hoch und ueberreichte Arne mit hochrotem Kopf einen eingeschweisten Zettel auf dem in englischer Schrift stand: "Hallo, dieses Gebaeude hat keine oeffentlichen Raeumlichkeiten." Jaja, schon schwer den Satz auf englisch auswendig zu lernen. Aber auch sonst verzweifelt man, wenn man etwas Wichtiges zu erledigen hat. Da heisst es dann immer: Haende und Fuesse.

Japaner sind kleine Schleckermaeuler...

Ja, und das hat uns am meisten ueberrascht.
Japaner koennen unglaublich gut Gebaecksachen herstellen. An jeder Ecke findet man kleine Baeckereilaeden die viele kleine duftende Dinge ausstellen. Jeder Bahnhof riecht wie in einer Windbeutelfabrik. Und das Beste ist: Japaner machen superleckere Crepes in 500 Varianten. Ob mit Erdbeeren, Bananen, Sahne, Vanilleeis oder allem zusammen gefuellt. Es schmeckt unglaublich gut. Und jeden Tag schaffen wir es nicht an diesen Staenden vorbei zukommen.