RUND UM DIE WELT

Donnerstag, März 01, 2007

Louangphrabang + Vang Vieng

Der Bus quaelte sich Kilometer um Kilometer die Berge hinauf. Das knirschende Einrasten des ersten in den zweiten Gang wurde immer seltener, die Berge dafuer um so hoeher. Man kann sicher nicht sagen das die Strasse gut war, aber im vergleich zur Strecke am vorherigen Tag, war sie ein Genuss. Die Atemwege erholten sich wieder - die letzten Staubkruemel, welche sich scheinbar fuer immer in der Lunge festsetzen wollten, waren wie weggezaubert. Der muehsame Aufstieg, bei dem wir mehr als einmal dachten, dass sich gleich zwei Kolben verabschieden werden, wurde durch eine seichte Fahrt auf den Kaemmen der Berge und wunderschoenen Blicken auf die Landschaft belohnt. Und siehe da: Ganz oben auf den Bergen auf einmal ueberall kleinere und groessere Doerfer - die meisten Haeuser aus Holz und Strohdach, sehr wenige aus Stein und alle auf Stelzen gebaut. Wir waren nun schon eine Weile unterwegs und so hiess es dann auch erstmal kurze Pause. Da wir mit dem oeffentlichen Bus unterwegs und ausser uns und einem merkwuerdigem Ami nur Laoten Fahrgaeste waren, durfte dies dann natuerlich auch kein normaler Touristopp sein. Meist haellt man mit Touribussen an kleinen Raststaetten, welche dem Unternehmen Provision zahlen und recht teures unleckeres Essen anbieten. Aber natuerlich machen sie das nicht bei Einheimischen. Wir hielten also auf einem Bergkamm bei einer Ansammlung von rund zehn Haeusern an. Alle (d.h. bis auf die drei Touris) sprangen sofort raus und stuerzten zu hoelzernen Marktstaenden, welche auf einer laenge von gut 30 Metern an der Seite dicht an dicht aufgebaut waren. Hmmmm... neugierig was da wohl gibt? Ja, wir waren es ebenfalls. Raus aus dem Bus und... Hae? Auf der gesamten Laenge der Staende, besser gesagt bei jedem einzelnen Stand gab es genau das gleich: Merkwurdige gelbliche Wurzeln, die in verschiedenen Groessen in Buendeln ueberall herum lagen und von etwa 40 Frauen kraeftig beworben wurden. Also nur um das nochmal klar zu stellen: Es gab nichts anderes als diese Wurzlen - und alle langten kraeftig zu und kauften wie im Hamsterrausch soviel sie nur tragen konnten. Wir haben uns dann spaeter erklaeren lassen, dass diese Wurzel wohl sehr beliebt (schwer zu erraten) und auch sehr bitter sei. Fuer den Otto-Normal-Europaeer nicht geeignet. Nach weiteren kleineren Stopps und vielen vielen Kurven in den abwechslungsreichen Bergen kamen wir nach sechs Stunden endlich an. Leider ist es au irgendeinem Grund Sitte die Busbahnhoefe immer ein klein wenig ausserhalb der Stadt zu errichten. Warum das so ist? Moeglichkeit eins waere um die Staedte von Laerm, Smok und Verstopfung zu bewaren. Das kann es jedoch nicht wirklich sein, da ein Bus wohl weniger Probleme macht als all die kleinen Fahrzeuge, welche die 40 Passagiere dann hinein fahren. Und damit waeren wir dann auch schon bei Moeglichkeit zwei: Die Moped/TukTuk/Taxi-Mafia. Das ist jedenfalls der einzige fuer uns logische Grund. Aber wahrscheinlich ist es ein anderer, denn laotische Logik hat nichts, aber wirklich auch garnichts mit europaeischer zu tun. Also ab ins TukTuk, die hier eigentlich anders heissen, aber trotzdem so genannt werden wenn die Fahrer Touris ansprechen und auf Richtung Zentrum.

Louangphrabang
Nachdem uns der Fahrer wie gewoehnt vor dem Hotel SEINER Wahl absetzte und meinte, dass dies natuerlich das beste und guenstigste sei, machten wir uns wie gewohnt auf die Suche nach einem anderen, welches besser und guenstiger ist. Um jetzt nicht all zu viel wieder mit den Details einer Hotelsuche zu langweilen: Fast alles voll und dazu noch unverschaemt teuer. Irgendwann bekamen wir dann doch noch ein Zimmer - das letzte in diesem Hotel. Fuenf Minuten spaeter wurde beireits ein anderes Paar abgewiesen - Glueck gehabt. Das nicht mehr sehr viel frei war, fuehrte auch dazu, dass wir endlich den Ami loswurden, der sich, naja sagen wir mal als immer skuriler herausstellte.

In den Tagen in denen wir uns in Louangphrabang aufhielten, lernten wir nicht nur den Namen zu schreiben, sondern beschaeftigten uns hauptsaechlich mit Sightseeing-Aktivitaeten.
Das erste Objekt unser Anguckbegierde war zunaechst einmal ein kleiner Stadtrundgang, welcher sich als sehr schoen entpuppen sollte, da der Ortskern auf der einen Seite vom Mekong begrenzt wird und sich von der anderen Seite ein Nebenfluss elegant einmal um die Stadt herum schlengelt um dann in den Mekong zu muenden. Beide Fluesse haben sich dabei tief in den Boden eingegraben und wunderschoene Haenge, Felsvorspruenge und kleine Schluchten erzeugt ueber die seit langer Zeite einfache Holzbruecken fuehren. Abgerundet sollte die kleine Walkingtour (wir stehen sonst ja eher nicht so auf viel laufen) durch einen Aufstieg zum Tempel auf dem Berg Phousi werden. Mit 328 Stufen, die nicht genormt waren, kamen wir leicht erschoepft nach 130 Hoehenmetern auf dem Gipfel an und hatten einen super Blick auf die Stadt, die Fluesse und Felder, die Berge und Waelder. [Nein, der Reim war Zufall]

Nachdem wir uns noch einen weiteren Tempel diesmal unten in der Stadt angesehen und uns durch den Nachtmarkt gekaempft hatten stand das Highlight bevor: Die Mekongfahrt.
Es wurden am naechsten Morgen inklusive uns 40 Touris auf ein Boot platziert, durch einzelnes Tauschen der Maenner und Frauen von Links nach Rechts ein wenig austariert und als der Motor nach fuenf Minuten dann auch anspring ging es los zu einer sechsstuendigen Mekongfahrt. Die eigentlichen Ziele - zwei Hoehlen und zwei Touridoerfer in welchen selbstgebrannter Reisschnaps bzw. Souvenirs gemacht wurden - waren dabei nicht wirklich das Beste. Vielo interessanter waren da die Blicke und Eindruecke waehrend der Fahrt: Fischerl, deren Netze mit Hilfe Plastikflaschen an der Oberflaeche trieben; Goldsucher an felsigen Stellen; von der Regenzeit/Hochwasserzeit fruchtbar gemachte Haenge, auf denen alles nur vorstellbare angebaut wurde - staendig der Gefahr ausgeliefert, dass sich der Mekong das Fleckchen Land einfach so zurueckholen koennte; Trockensaisonhuetten auf Sandbaenken mit kleinem Garten; Wasserbueffelherden; gruenste Berge; traditionellen Boote; und vieles vieles mehr - mit anderen Worten: Es hat uns wirklich sehr gut gefallen. Kristins meist gebrauchter Komentar war das es wie im Nildelta ausgesehen habe, meiner wiederum die Einleitungssequenz von Wunderbare Welt auf ZDF. Beides glaube ichein grosses Kompliment.

Als wir in der sengenden Mittagssonne zurueckkehrten, stand noch eine wichtige Sache auf unserem Programplan bevor wir uns am Abend wieder ins Getuemmel des Nachtmarktes stuerzen wuerden: "Ho Kham", der Koenigspalast, das heutige Nationalmuseum.
Neben dem Thron, dem koengilichem Schlafzimmer (Mann und Frau natuerlich schoen brav getrennt; Kristin wollte das massive mit Elefanten verzierte Bett am liebsten mitnehmen) und Kronjuwelen findet man hier Bilder, Buecher (teilweise aber eher Zeitgeschichtliches - manche Buecher, die ich zu Hause im Regal zu stehen habe, sind gut doppelt so alt wie diese hier) und Buddhastatuen. Aber auch andere Sachen wie z.B. Geschenke anderer Staatsoberhaeupter kann man hier in Vitrinen entdecken. Und so findet man dann auch ein Schreibtischset aus Frankreich, Kristallglaeser aus Tschechien und sogar ein Modell von Apollo 11 - ja, richtig, das amerikanische Mondlandedingsda. Alle natuerlich mit eingravierten Unterschriften der jeweiligen Staatsbosse - es sah fuer uns wie die teuerste Unterschriftensammlung der Welt aus. Neben diese durch lustigen Ausstellungsstuecken besticht der Palast natuerlich durch seine Verzierungen und die Einrichtung. Es ist sicherlich nicht mit dem franzoesischen Sonnenkoenig zu vergleichen, aber auf alle Faelle einen Besuch wert wenn man sich mal in der Ecke herumtreibt.

Vang vieng
Nach ein paar Tagen machten wir uns dann auf die Weiterfahrt Richtung Hauptstadt. Die Strassen wurden ein wenig besser, aber nach wie vor sollten uns die steilen Berge eine kurvige Fahrt liefern. Wenn man sich die Strecke auf der Karte ansieht, koennte man leicht meinen, dass das doch locker in ein paar Stunden zu schaffen sei. Aber: Viele Kurven bedeutet viel mehr Weg. Und so entschieden wir uns im kleinen wunderschoenen Ort Vang Vieng etwa auf halber Strecke einen Zwischenstopp fuer eine Nacht einzulegen. Mit etwas Verspaetung - wir hatten den langsamsten Minibus erwischt - kamen wir an, nahmen uns das erstbeste Hotel und sputeten uns um noch die Hoehle am Ortsrand zu erreichen. Leider war diese jedoch schon geschlossen, bzw. war es eigentlich der Weg, welcher von einem Wachmann bewachmannt wurde. Dieser erklaerte uns mit laotischer Zeichensprache, dass es schon zu spaet sei. Auf Grund seiner mangelnden Englischkenntnisse, besser gesagt ueberhaupt nicht vorhanden Englischkenntnisse (das kommt in Laos leider sehr sehr oft vor) konnten wir ihn nur schlecht um Nachsicht bitten und machten uns auf den Rueckweg. Ein Abstecher zum Fluss sollte fuer uns schon ein Vorgeschmack auf den spaeteren Sonnenuntergang werden. Wieder zurueck im Ort, gingen wir zu einer erhoehten Sandbank, auf welche man ueber klapprige Holzkonstruktionen kommt. Das Wort "Holzbruecken" moechte ich dafuer allerdings mit voller Absicht NICHT gebrauchen. Die paar Holzstuecken moegen zwar diesen Zweck erfuellen, es wuerde aber wahrscheinlich ein falscher Eindruck von Sicherheit, Tragfaehigkeit und Breite entstehen - und ganz nebenbei: In der Regenzeiten wird das ganze Zeug dann jedes Jahr weggespuelt. Nachdem wir dann jedenfalls auch diesen Weg ueberlebt hatten, wurden wir mit dem Sonnenuntergang hinter den steilen Bergen und mit einer tiefroten Reflektion im Fluss belohnt, in welche sich dann auch noch eine Libelle schob und sich auf einem Grashalm direkt vor uns niederlies - Schweinerei, einfach so ins Bild geflogen! Nein, im ernst, es war wirklich wunderschoen.