RUND UM DIE WELT

Mittwoch, Februar 28, 2007

Raus aus dem Tourichaos - auf nach Laos!

Nachdem wir es endlich geschafft hatten nach der Erkaeltung ein Platz in einem Touribus raus aus Chiang Mai zu ergattern, machten wir uns auf den Weg nach Laos. Thailand wurde immer laestiger, anstrengender und Massentourismus konnten wir auch nicht mehr sehen. Als wir im Bus sassen, war uns auch klar warum fuer uns in den letzten Tagen alle Busse ausgebucht waren. Im Bus sassen ausnahmslos junge Touristen die eine grosse Kompletttour durch Laos gebucht haben. Und was ist dem gewitzten Thailaender im Reisebuero lieber? Ein Touri der fuer viel Geld ne Tour bucht oder n Touri der nur ne Mitfahrgelegenheit sucht...
Wir verfluchten diese Maschen langsam... Dafuer waren die Leute im Bus (alle so alt wie wir) von uns total fasziniert, dass man sich auch ueberlegen kann alleine, so ganz ohne Tourpaket durch Laos zu reisen. manmanmanman... naja nach 6 Std. Fahrt kamen wir schliesslich in der Grenzstadt zu Laos an. Dort wurden wir natuerlich bei einem "befreundeten" Gaestehaus ausgesetzt und nicht am Grenzposten. Zum Glueck war es noch nicht zu spaet (die Grenzen schliessen gegen 18 Uhr), um uns selbst auf den Weg zur Grenze zu machen, denn noch eine Nacht in Thailand haetten wir nicht ueberstanden.

Also watschelten wir mit vollem Gepaeck durch die Sonne und fanden das thailaendische Grenzhaeuschen bei dem wir uns einen Ausreisestempel abholen sollten... naja und wie das so ist in Thailand mussten wir mal wieder 10 Baht auf den Tisch legen (wofuer? damit der Grenzbeamte seine Hand zum Stempel bewegt?).

Ah... vielleicht sollte ich noch erzaehlen wer oder was die Grenze ueberhaupt ist: Der noerdliche Teil Thailands wird vom beruehmten Fluss Mekong zu Laos abgegrenzt. Wir freuten uns schon seitMonaten mal diesen Fluss "live" vor uns zu haben. Und wir bekamen den Mekong sogar zum anfassen...
Um von Thailand nach Laos zu kommen mussten wir naemlich in ein altes Fischerboot steigen und wurden innerhalb von 5 Minuten zur gegenueberliegenden Seite gebracht. Irgendwie war dieser Moment fuer uns total befreiend. Ehrfuerchtig starrten wir den Fluss entlang und freuten uns auf ein neues Abenteuer, weg von Thailand, hin zur richtigen Welt. Mir (Kristin) fiehl in dem Moment ein eigentlich bescheuerter, aber fuer uns wichtiger Satz ein, der uns die 2 Wochen in Laos noch begleiten sollte: "Da drueben ist Afrika.".

Auf der Laosseite angekommen ging das Einreise/Visa-Prozedere los. Formulare ausfuellen, Passfoto raussuchen, Geld auf den Tisch legen (30 USDollar, plus 1 USDollar fuer "langes Arbeiten" (es war schon nach 16 Uhr und um die Beamten zu motivieren, dass sie bis zur vorgeschriebenen Schliesszeit (18 Uhr) weiterarbeiten, bezahlt jeder Touri 1 Dollar zusaetzlich). Aber alles klappte ganz reibungslos und wir konnten uns nach 20 Minuten auf die Suche nach einer Unterkunft in dem kleinen laotischen Grenzstaedtchen machen. Aber auch hier spielt der thailaendische Baht (Waehrung) eine grosse Rolle und die thailaendische Abzocke-Politik auch. Aber trotzdem war Essen und Unterkunft, um einiges guenstiger. Ein Busticket fuer die Weiterfahrt (welches nicht 3 mal so teuer ist als der Normalpreis) zu bekommen ist schon schwerer. Aber von vorn:
Der normale Toruistenstrom, der in dieses kleine Staedtchen einfaellt, bewegt sich mit dem Mekong weiter d.h. es gibt eine 2 taegige Bootstour flussabwaerts mit Uebernachtung auf halber Strecke in einem Dorf. Nach den 2 Tagen auf dem Fluss landet man dann in einer groesseren Stadt (Luang Prabang), wo der Touristrom aussteigt und die Stadt bevoelkert. Eigentlich wollten wir diese Tour auch machen, da die Landschaft am Mekongflussbett so toll sein soll. Aber nach den Tourihorden in Thailand und unserem Eindruck von dieser Bootstour (zu teuer, ueberfuellte Boote, Abzocke bei der Unterkunft in dem Dorf) entschieden wir uns fuer die Alternative: per Bus Richtung Norden und von Norden wieder in den Sueden nach Luang Prabang. Reine Fahrzeit 15 Std. bis 3 tage... so stand es im Reisefuehrer... abhaengig vom Regen und dem Zustand der Strassen. Im Moment ist Trockenzeit und wir wagten die Tour mit dem Bus. Im "Reisebuero" im Grenzdorf erklaerte man uns die Preise und wir bekamen einen kleinen Schock, denn diese waren definitiv zu hoch. Die Busstation war allerdings 5 km ausserhalb und langsam setzte die Dunkelheit ein. Die Leute im Reisebuero hatten uns in der Hand, also kauften wir das ueberteuerte Busticket, handeln half nix. Wenigstens der Transport am naechsten Morgen zur Station war inklusive.
Im Voraus hatten wir uns ueberlegt diese 15 Std. bis 3 Tagestour natuerlich nicht an einem Tag zu fahren, also kauften wir ein Ticket bis zu einer Stadt, die auf der Haelfte der Strecke liegt.

Ein Detail gibt es da noch zu erzaehlen: Als wir der Dame im Reisebuero unser Ziel verrieten machte sie ganz grosse Augen, holte den Taschenrechner raus und sagte: "Oh. Das kommt nicht... aeh sehr selten vor, dass dort Leute hinfahren... aehm... da muss ich mal rechnen". Ein bisschen mulmig war uns am naechsten Morgen schon als wir die Tourimeuten sahen wie sie zu den Booten pilgerten und wir alleine auf unseren Transport zum Bus warteten. Aber wir dachten uns "so schlimm wird's schon nicht werden, ausserdem werden ja wohl 2 oder 3 Touris da im Bus sitzen mit denen wir uns unterhalten koennen".
Bei der Busstation angekommen sahen wir den Bus, der natuerlich nicht westlichem Standard gleich kam, aber besser war als wir uns vorgestellt hatten. Es gab gepolsterte Sitze (keine Holzbaenke) und Rueckenlehnen. Aber wie das immer so ist war das Dach des Busses komplett ueberladen. Arne konnte sogar 2 ganze Motorraeder zwischen den Taschen, Koffern, Mehl und Zuckersaecken ausmachen. Die Dame vom Reisebuero wies uns an in den Bus zu gehen und einen Platz auszusuchen, sie wuerde mit unseren Reisepaessen dann mal "einchecken". Im Bus angekommen stellten wir fest: Nein, es gibt keine anderen Touristen, nur 50 kleine Laoten die sich gerade mit Marschverpflegung eingedeckt haben, denn ueberall hingen Klebereis in kleinen Tueten und Fleischstueckchen herum. Einige Laoten nahmen gerade ihr Fruehstueck ein, indem sie Klebereis in ihren Fingern zu kleinen Kuegelchen formten und abbissen.
Naja, aber nun gab es kein zurueck und wir mussten fahren.

Die Busfahrt war unbeschreiblich. Im Nachhinein wissen wir ganz genau warum sie auch mal 3 Tage dauern kann, denn: In diesem Teil von Laos gibt es keine Strassen. Wir fuhren 10 Std. auf rotem Lehmboden und schlitterten um die Kurven. Wir haben noch nie so viel Staub gegessen.
Die Laoten nahmen das alles ganz relaxt. Sie lehnten sich in ihrem Sitz zurueck, setzten sich Staubmaske aufs Gesicht und schliefen.
Wir beteten die ganze Zeit heil aus der Sache rauszukommen, aber der Busfahrer managete die Situation gut und gelassen (kennt wohl viel Schlimmeres aus derRegenzeit). Die Fahrt dauerte 10 Std bis zu unserer auserwaehlten Stadt Udomxai. Als wir ausstiegen waren wr komplett rot und konnten nur noch Sand schmecken (manche Leute bezahlen Geld dafuer, um zu Orten zu reisen wo es rote Erde gibt?). Unsere Rucksaecke hatten wir zum Glueck in unsere Schutzhuellen gepackt, die fuhren naemlich auf dem Dach mit (gleich neben den Motorraedern). Naja empfehlen wollen wir die Busfahrt nicht, aber ein Erlebnis war es und nach den Woelkchen-Wochen in Thailand, ohne Abenteuer, nur mit grossem Aufgerege ueber Massentourismus tat uns diese Tour auch irgendwie gut. Wir fuehlten uns ganz unzivilisiert und halt wie in Afrika!

Aber nach den 10 Std. sehnten wir uns nach einer zivilisierten Dusche. Aber abends um 8 hiess es erstmal Hotelsuchen. Leider haben die Menschen in Suedostasien die Angewohnheit ihre Busstationen immer ausserhalb des Ortes zubauen (vielleicht ist es auch nur die Taximafia). Aber da viele Leute am Busbahnhof ankommen gibt es auch immer ein paar Hotels in unmittelbarer Naehe.
Ein paar Worte zu Udomxai: Udomxai ist im Norden von Laos und liegt in der Naehe zur chinesischen Grenze. Dementsprechend chinesisch sieht es in Udomxai auch aus. Alle Schilder sind in 3 Sprachen beschriftet: Laotisch in Schriftzeichen, Laotisch in Normalbuchstaben (so das wir es lesen koennen) und Chinesisch in Schriftzeichen. Und da Udomxai eine wichtige Handelsstadt ist, landen an diesem Busbahnhof viele chinesische, relativ reiche Leute. Deswegen freuten wir uns ueber den Anblick vieler netter kleiner Hotels an der Station. Im Reisefuehrer lassen wir zwar, dass diese Hotels einem westlichen Touristen nur den doppelten Preis sagen, aber eine Alternative hatten wir nun mal nicht. Wir fanden ein spitzen 3 Sterne Hotel mit Portier, Fernseher, Klimaanlage und frischen Zahnbuersten, Duschgel usw. im Bad fuer 10 Dollar (ca. 7 Euro) und wenn man bedenkt, dass der Typ uns den doppelten Preis abrechnete ist das n super Angebot. Wir nahmen das Zimmer und sassen fuer 10 Minuten auf dem Bett und atmeten erst einmal durch.

Wir hatten an diesem Tag noch nichts gegessen und keine Ahnung wo wir etwas Essbares in der Dunkelheit herkriegen sollten. Der Hotelbesitzer sprach nur Laotisch und Chinesisch.. naja mussten wir es halt auf eigene Faust probieren. Also wieder ab zum Busbahnhof. Dort gab es ungefaehr 10 kleine Wellblechhuetten, die gleichzeitig Wohnungen von armen Laoten sind, die Essen verkaufen. Vor dem Haus steht dann ein Grill, wo etliches Getier angeboten wird. Da wir die Fleischarten nicht im geringsten unterscheiden konnten und diese auch nicht so vertrauenserweckend aussahen, entschieden wir uns fuer: Klebereis pur. Um den Geschmack etwas zu ueberdecken wollten wir noch eine Mango dazu kaufen, um sie uns selber im Hotelzimmer dazu zu schnibbeln. Tja, aber jetzt kommts: Erklaer mal einem Laoten/Chinesen, dessen Hauptnahrungsmittel Reis ist, was Reis ist. Wir standen vor denen, probierten es mit Englisch (Rice), Deutsch (Reis), spielten Pantomime. Nichts ging... wir verzweifelten langsam... wir wollten doch nur einfachen Klebereis, aber niemand verstand das... Irgendwann zeigte eine Frau ganz entschieden auf eine andere Blechhuette. Willenlos gingen wir hin. Und siehe da: die Frau dort hatte eine kleine Karte auf Englisch zum draufzeigen. Irgendwie kam Arne der Blitzeinfall: "Komm lass uns hier was richtiges Essen" und schon sassen wir auf einem wackligen Plastikstuhl. Da das Fleisch am anderen Stand schon nicht so toll aussah, entschieden wir uns fuer Reis mit "geduenstetem" Gemuese. Die Frau freute sich tierisch 2 westliche Gaeste zu haben und fuer die ganze Familie, die gemeinschaftlich neben uns auf Plastikstuehlen sass und ihrer Abendgestaltung nachging (Fernsehen) waren wir auch interessant. Ja ihr habt richtig gelesen: Blechhuette und Fernsehen! Das ist in Suedostasien ganz alltaeglich. Ueberall da wo es ein bisschen Strom gibt, sind auf den Blech- und Strohhuetten riesige Satellitenschuesseln angebracht und die ganze Familie hockt abends vor dem Fernsehen.

Jedenfalls begann die Frau vor uns das Essen zuzubereiten und alles sah sehr professionell aus. Das Gemuese war frisch und alles zusammen wurde fuer einen kurzem Moment im Wok geschwengt. Und es schmeckte auch gut. Wir hatten wirklich lange Zeit nicht mehr so gut gegessen und freuten uns die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Als wir der Frau noch ein bisschen Trinkgeld gaben, fiel sie fast um vor Begeisterung. Einfach schoen sowas nach 4 Wochen Thailand mal zu erfahren.

Schon sehr sehr frueh fielen wir ins 3-Sterne Bett, denn am naechsten Tag hiess es:der 2. Teil der Busfahrt. Unser Hinterteil war jetzt schon ein einziger Krampf und Beine ausstrecken tat weh. Aber was soll's, wer Reisen willl, muss auch manchmal leiden. Den 7 Uhr Bus verschliefen wir (man muss 1 Std. vor Abfahrt da sein, um noch einen guten Platz im Bus zu bekommen und nicht stehen zu muessen), mit dem 11 Uhr Bus konnten wir uns schon eher anfreunden. Der Bus nach Luang Prabang war schon etwas angenehmer und siehe da: ein Tourist sass auch mit drin (ein seit 7 Jahre in China lebender Amerikaner, der gerad Urlaub in Laos macht, also nicht so wirklich Tourist, er spricht fliessend Chinesisch). Die Strasse war nicht ganz so staubig und endlisch konnten wir uns mal auf die Landschaft konzentrieren. Laos ist ziemlich bergig (das haben wir ja schon am ersten Tag der Bustour erfahren) und die Berge sind mit Wald bedenkt. Der Wald ist kein Regenwald, sondern eher mit Trockengewaechsen bestueckt. Ausserhalb der Staedte leben die Menschen nicht mehr in Wellblechhuetten, sondern in Strohhuetten. Oftmals sind die Strohhuetten auf Stelzen gebaut, um sie vor Fluten und Tieren zuschuetzen.
Laos ist wirklich das aermste Land, das wir bis jetzt bereist haben.