RUND UM DIE WELT

Montag, März 05, 2007

Nebensaechliche Hauptstadt

Da waeren wir also: Vientiane, die Hauptstadt von Loa P.D.R. (Das ist die offiezielle Bezeichnung fuer Laos und heisst so viel wie "Demokratische Republik der Menschen von Laos")

Doch siehe da, trotz Hauptstadtfaktor, was sonst meistens ein ordentlicher Pluspunkt ist, Vientiane bietet nicht wirklich viel. Klar sind hier und da ein paar Restaurants, Tempel und Gruenstreifen zu finden, aber ansonsten ist es eher eine Stadt der Gegensaetze, die einfach nicht zu einander passen wollen: Viele schicke Regierungsgebaeude neben alten Wohnblock; moderne Parteipalaeste neben einfachen Huetten; teure Funktionaersautos neben klapprigen Mopeds. Ergo: Ein demokratisches Land unter der Fuehrung einer kommunistischen Partei bringt dem Volk also scheinbar auch nix. So, genug Politik fuer heute.

Eines der wenigen Ausflugziele ist zwar schoen anzusehen aber leider ebenso eine Verschwendung von Geld wenn Teile des Volkes jenseits der Armutgrenze leben muessen. Aber dazu passt dann historisch auch, dass es ein Arc de Triumph ist. Der heisst hier zwar Patuxai, ist aber auf Grund der franzoesischen Rolle in ganz Indochina wohl dem Franzoesischem abgeguckt und Ende der 1960er errichtet worden. Sicher nett anzusehen, sicher eine nette Aussicht von oben auf die Stadt, sicher ein beliebtes Ausflugsziel an Nationalfeiertagen und genauso sicher eines dieser Monumente, die mit ihrem gigantischen Schatten die Probleme des Landes bedecken sollen. So, jetzt ist aber wirklich genug mit Politik fuer heute.

Ein schoenes Ausflugsziel waren - nicht zuletzt weil es wirklich was mit dem Leben der Laoten zu tun hat - die grossen Markthallen im Stadtzentrum. Man kann sich dort vormittags wunderbar in den schmalen Gaengen mit Kleidung eindecken, Mittag in der leicht sonderbaren Kuechenzone speisen, dann noch ein wenig Souvenirs kaufen gehen und wenn noch Hunger vorhanden ist sich wie immer und ueberall ein Baguette belegen lassen. Das mit den Baguettes kommt hoechstwahrscheinlich auch von den Franzosen hab ich Leute vermuten hoeren :)

Leider hatte Kristin nach zwei Tagen wieder ein leichtes Problem mit ihrem Magen und Co. Dies passiert ueber 80 Prozent der Touristen in Asien und auch anderswo. Wir hatten uns stets gefreut, dass wir schon sieben Monate unterwegs waren ohne das es je dazu gekommen ist, aber irgendwann erwischt es jeden. Das hiess dann erstmal flach liegen und daher blieben wir dann noch zwei Tage laenger als eigentlich geplant, die dann auch recht ruhig in der eher nebensaechlichen Hauptstadt verliefen.

Naja, gesehen haben wir es, nun gehts weiter.

Mit viel Verspaetung bei der Abfahrt des Busses, da ausserhalb des Busbahnhofes noch auf Schmuggelware (10 Kaesten Wein) gewartet werden musste, kamen wir dann endlich in Fahrt. Naja, so richtig in Fahrt dann doch nicht. Denn bereits kurz hinter dem Busbahnhof, waehrend der Verzoegerungsstops und auch nach dem Verladen des Weins kamen zu Hauf extra Passagiere an Bord, die, als alle Sitze voll waren, auf kleine Plastikhocker in den Gang gesetzt wurden - ihr Fahrpreis war dann auch deutlich kleiner und diente zum Teil als "Taschengeld" fuer Fahrer und Helfer. Am Ziel angekommen, begann ich den Fehler die Gepaeckraumklappe selbst zu oeffnen, da sich niemand sonst darum kuemmerte. Dies war jedoch die Seite, auf der der Wein gestapelt war und schwups kam sofort jemand angesrpungen, zerrte mit einer unglaubichen Geschwindigkeit unsere Rucksaecke hervor, warf mir einen boesen Blick entgegen und die Klappe wieder zu - sollte wohl niemand sehen was da drin ist :)

Unsere letzte Station in Laos hiess Savannakhet - eine kleine Stadt im Sueden, in der wir nur eine Nacht blieben um am naechsten Tag weiter nach Vietnam zu fahren. Und leider bot sie noch weniger als Vientiane: naemlich garnix... Nicht das mich jetzt jemand falsch versteht. Wir brauchen nicht ueberall Atraktionen, Parks, Restaurants, Fluesse, Berge, etc., ein wenig Flair genuegt uns da schon, aber auch den hatte diese Stadt nicht.

Am morgen mussten wir dann mal wieder unsere pantomimischen Faehigkeiten einsetzten um einem Tuk Tuk Fahrer klar zu machen, dass wir gern Postkarten wegschicken moechten und danach zum Bus muessen. Mit den Karten in der Hand (alle fix und fertig mit Anschrift, Text und Briefmarke versehen) standen wir dort und gaben unser Bestes. Am Ende stellte sich heraus, dass er zwar immernoch nicht verstand, dass wir zur Post moechten, dafuer konnte er aber etwas mit dem dortigen Nachbargebaeude anfangen: Dem Sitz der Laos Telekom - denn schliesslich haben so ziemlich alle auch hier ein Handy in der Hosentasche. Wir bezweifeln bis heute, ob er letztendlich verstanden hatte, dass es uns um Postkarten ging...

Die Fahrt zur Grenze: Der Bus war ein, sagen wir mal, etwas aelteres Model. Das Dach so voll gestapelt, dass wir die gesamte Fahrt ueber daran dachten, ob wir aufeinmal vielleicht etwas mehr als nur unsere kleinen Rucksaecke auf dem Schoss haben wuerden. Wir hatten schon so manche Daecher gesehen, aber so voll noch nicht. Und dazu kam noch, dass sich im gesamten Fussbereiche grosse 50-kg-Saecke mit Zucker und Getreide stapelten, was die Beinfreiheit bei dem eh viel zu engen Sitzabstand total einschraenkte. Klar, die Laoten um uns herum hatten genug Beinfreiheit. Selbst die Rueckenlehnen gingen den meisten eindeutig ueber den Kopf - bei mir nur etwa bis zu den Schulterblaettern. Man koennte sagen, sie sind ein kleinen wenig kleiner. Nur warum all dieses Zeug auf und im Bus? Nach 5 Minuten Fahrt wussten wir es. Der Gepaeckraum unter uns war komplett leer. Wir hielten nicht weit der Stadt neben einer kleinen Farm an und wurden Zeugen, dass man Ziegen nicht nur auf LKWs transportieren kann. Etwa 15 Ziegen, welche allesamt nicht wirklich gluecklich ueber ihr Schicksal wirkten, wurden eine nach der anderen (Klappe auf - Ziege irgendwie rein - Klappe schnell wieder zu) in den Bauch des Busses verfrachtet und sollten dort bis zum Ende dort bleiben. Das sie darueber tatsaechlich nicht gluecklich waren, machten sie durch alle moeglichen Arten von Gerauschen waehrend der achtstuendigen Fahrt verstaendlich.

Warum die oeffentlichen Busse in manchen Teilen der Welt nicht an logischen Punkten halten sondern meistens zwei oder drei Kilometer zuvor, haben wir immer nocht nicht verstanden und werden es wohl auch nie koennen. Drei Kilometer vor der Grenze lag die Endhaltestelle. Sofort stuerzten sich zwanzig Leute auf uns um ihre Dienste als Wechselstube oder Transportmittel zu der "sehr, sehr weit entfernten" Grenze anzubieten. Mit einer mittlerweile dicken Haut gegen solche Attacken liessen wir die Meute hinter uns und machten uns auf den schweisstreibenden Weg zur Grenze. Die ueblichen Formalitaeten begangen: Passkontrolle, Visakontrolle, Ausreise, erneute zweimalige Passkontrolle, Einreise, Visa, Stempel und abschliesend natuerlich nochmal eine Passkontrolle. Juhu, wir sind in Vietnam.

Aber noch lange nicht in Hue, unserem Zielort. Direkt hinter dem Grenzuebergang (wir waren uebrigens die einzigen Touristen weit und breit) kamen gleich mehrere Leute auf uns zu, die uns fragten wo wir denn hinwollen. Als wir ihnen mitteilten, dass wir zum Busbahnhof wollten (der natuerlich mal wieder sonst wie weit entfernt war) kam sofort die Antwort, dass heute kein Bus mehr fahren wuerde - Luege Nummer 1. Nach Verhandlungen ueber den Fahrpreis brachten sie uns muerrisch doch noch dort hin, hielten es aber fuer noetig uns staendig ihre Dienste als Fahrer nach Hue zu offerieren. Und siehe da, am Busbahnhof stand doch noch ein Bus. Wir gingen zum Schalterhaeuschen und mussten erfahren, dass dort angeblich keine Tickets verkauft werden - wozu es dann ein Schalterhaeuschen gibt verstanden wir jedoch nicht. Es wuerde heute aber noch ein Bus fahren, er wuesste aber auch nicht genau wann. Waehrend dieser Auskunft ging einer der Dreier-Minibusgang zum Busfahrer und eine Minute spaeter sprang auf einmal der Motor des grossen Busses an und er verschwand vom Hof noch bevor wir ihn fragen konnten wie viel es denn kosten wuerde - sehr seltsam sag ich nur. Das betrachten wir jetzt einfach mal als Luege Nummer 2.

Es begangen Verhandlungen mit zunaechst komplett ueberteuerten Fahrpreisen fuer den Minibus. 15 Dollar mag vielleicht nicht viel klingen fuer eine 4-stuendige Fahrt, ist aber in Vietnam jenseits von gut und boese. Nachdem wir die Herren auf 10 Dollar gedrueckt hatten (eigentlich immernoch zu viel, aber wir wollten auch irgendwann noch ankommen) war eigentlich alles klar. Doch dann stellte sich heraus das bei dem Fahrpreis die Rede von pro Person war - also nochmal zurueck an den Anfang, was nicht wirklich leicht ist wenn man schon ein paar hundert Kilometer in den Knochen hat. Irgendwann hatten wir es dann und es sollte sofort los gehen (Luege Nummer3), jedoch sollten wir schon jetzt bezahlen. Das ist eine beliebte Masche, denn waehrend der Fahrt steigen etliche Einheimische hinzu, bei denen man dann sieht das sie viel viel weniger bezahlen und da koennte man doch leicht auf die Idee kommen etwas sauer zu werden und den Herren nur den einfachen Fahrpreis zu bezahlen. Aber erstens bezahlen wir wie immer erst am Ende, was ueberall auf der Welt normal fuer solche Transportmittel ist. Und zweiten hatten wir gar nicht mehr genuegend Geld bei uns. Das hatten wir dem Herren auch bereits mitgeteilt, aber naja... Er versprach uns, dass wir in der naechsten grossen Stadt an einem Geldautomat halten werden (Luege Nummer 4) und wir mussten ihm versprechen, dass wir dann gleich seine Leute bezahlen werden - man konnte deutlich in seinen Augen die Angst erkennen, wir koennten den normalen Fahrpreis heraus finden.

Wir wurden gebeten uns auf die enge und schlecht gepolsterte Rueckbank zu setzen (kann man das auch als Luege betrachten? Naja, irgendwie schon. Also: Nummer 5) und kurvten noch ewig umher um zusaetzliche Fahrgaeste einzusammeln. Nach eingigen Kilometern setzen wir uns dann auf die freie mittlere Bank, waehrend es sich der bis dato einzige andere Fahrgast zusammen mit dem Begleiter auf der vorderen Bank bequem machten und die Bein hochlegten. Da wird man dann schon irgendwann sauer, wenn man definitiv am meisten bezahlt und auf die schlechtesten Plaetze verfrachtet wir... hm!
Die Fahrt endete damit, dass wir jeder noch einen Dollar extra zahlen sollten, um vor unserem Hotel abgesetzt zu werden - was wir entschieden ablehnten - und verdutzten Gesichtern beim Fahrer und Begleiter, als sie vor ihrem zu Hause anhielten, jedoch von uns kein Geld bekamen, da wir ja nirgentwo angehalten ahben um noch welches holen zu koennen. Nach einigem hin und her (und vorallem beharrlichen Weigerungen von uns auf ein Moped zu steigen) wurde der Motor des Minibus nochmal angeworfen und irgendwie ging dann auch dieser Tag zu Ende.

Wir sind jedenfalls endlich in Vietnam - sogar in dem Ort wo wir hin wollten - und haben sogar ein wunderbares Hotel gefunden. Mehr zu netten Leuten, leckerem Essen und den wirklich interessanten vietnamesischen Staedten gibt es dann beim naechsten mal.

PS: Das war der 50. Eintrag :)